Handwerk meets Digitalisierung

Ein Bohrautomat und die Digitalisierung. Wie passt dies zusammen?

Die Digitalisierung hält nicht nur in den Bereichen Informationstechnik und Rechnungswesen Einzug in die kleinen und mittelständischen Handwerksbetriebe Deutschlands. Schon länger erhalten Sie Ihre Aufträge nur noch selten per Post oder Fax, stattdessen haben E-Mails als schnelleres Kommunikationsmittel die alten analogen Varianten größtenteils abgelöst. Warum sollten Sie also im Bereich der Produktion weiterhin auf die alten Methoden setzen, wenn neue automatisierte Maschinen und Werkzeuge die gleiche Arbeit genauer, aber in einem Bruchteil der vorher benötigten Zeit, durchführen können? Mit einem Bohr- und Fräs-Bearbeitungscenter gehört das mühsame Ausmessen, Anzeichnen und Bohren oder Fräsen von Hand in Zukunft der Vergangenheit an. Voll- oder halbautomatische Prozesse sparen nicht nur Zeit, sondern entlasten auch die Mitarbeiter. Höhere Zufriedenheit sowohl im Betrieb als auch beim Kunden – die Automatisierung von Produktionsschritten im Schaltschrankbau macht beides möglich.

Schaltschrankbau früher – ohne Bohrautomat

Der Ablauf im klassischen Schaltschrankbau von Hand besteht aus einer Vielzahl an verschiedenen Arbeitsschritten. Diese werden von einem oder verschiedenen qualifizierten Mitarbeitern ausgeführt. Dabei reduziert die Durchführung durch einen einzelnen Mitarbeiter mögliche Probleme bei der Übergabe des Auftrags von einer Person zur nächsten, verlangt aber von ihm selbst eine breite Expertise. Die Aufteilung auf mehrere, jeweils in ihrem Gebiet sehr gut versierten Fachkräfte, stellt eine hohe Qualität sicher, dauert aber unter Umständen länger.

Klassischerweise beginnt der Schaltschrankbau von Hand mit dem Erstellen einer Zeichnung der benötigten Bauteile samt aller Bohrungen und gegebenenfalls auch Ausfräsungen. Dies kann sowohl durch eine händische Zeichnung als auch bereits digital mit einem Zeichenprogramm erfolgen. Letzteres hat den Vorteil, dass Standardmodelle nicht immer wieder neu kopiert werden müssen und dabei an Genauigkeit verlieren. Stattdessen können sie beliebig oft ausgedruckt werden.

Anhand dieses Plans erfolgt anschließend die Fertigung der nötigen Teile: Der zuständige Mitarbeiter richtet das Werkstück aus und misst die richtigen Positionen für Bohrlöcher und Ausfräsungen per Hand aus. Er zeichnet oder reißt diese zuerst an und körnt sie danach, um dem Bohrkopf anschließend eine erste Führung zu geben. Erst nach all diesen zeitaufwändigen Arbeitsschritten folgt der eigentliche Bohrvorgang, bei dem es auf höchste Genauigkeit ankommt. Abweichungen oder ein Abgleiten des Bohrkopfes führen dazu, dass das Werkstück unter Umständen nutzlos wird und von vorne begonnen werden muss. Falls erforderlich werden in einem letzten Arbeitsschritt noch Ausschnitte mit der Stichsäge erstellt. Auch hier muss mit äußerster Sorgfalt gearbeitet werden

Alle Arbeitsschritte bei der händischen Fertigung von Schaltschrankelementen erfordern höchste Konzentration. Gleichzeitig belastet die lärmerzeugende Bearbeitung des Metalls das Gehör. Die Mitarbeiter müssen Schutzkleidung tragen, die sie vor etwaigen, negativen gesundheitlichen Folgen bewahrt.

Schaltschrankbau heute im Jahr 2019 – mit Borhautomat

Die moderne Fertigung von Schaltschrankbauteilen erfolgt teilautomatisiert mit einem Bohrautomaten. Am Anfang steht nach wie vor das Erstellen eines Bauplans mit einer Übersicht aller benötigten Teile. Dies erfolgt nun in jedem Fall digital, da die Daten später vom Automaten benötigt werden. Aufgabe der Mitarbeiter in der Fertigung ist es nun nur noch, das entsprechende Bauteil in die Maschine einzulegen und mittels Computer Addit Engineering (CAE) Software die passende digitale Vorlage zu wählen. Alle Bohr- und Fräsarbeiten führt der Bohrautomat ferner selbstständig mit höchster Präzision und Genauigkeit aus. Gemäß dem vorher festgelegten und programmierten Betriebsablauf führt er alle Schritte bis zum fertig gebohrten Werkteil selbstständig und hintereinander aus. Es sind keine weiteren Eingaben oder Einstellungen nötig. Die Produktionsdauer wird so um ein Vielfaches verringert, während gleichzeitig die Mitarbeiter entlastet werden und die Fertigung einen Großteil ihrer körperlich belastenden Effekte einbüßt.

Die Vorteile der Digitalisierung

Die Digitalisierung und Automatisierung der Fertigungsprozesse in der Schaltschrankfertigung sind eine einmalige Investition, die zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Nachdem die Baupläne und Bohrvorlagen einmal programmiert sind, können sie beliebig oft abgerufen werden. Hier liegt eine der größten Zeitersparnisse eines Bohrautomaten gegenüber der üblichen Herstellung von Hand. Während in der manuellen Fertigung auch häufig eingesetzte Teile immer wieder mit äußerster Sorgfalt ausgemessen und gefertigt werden müssen, reicht es mit der halbautomatischen Fertigungsstation, die jeweilige Matrize aufzurufen. Auch Sonderanfertigungen können gespeichert und gegebenenfalls für ähnliche Modelle wiederverwendet oder angeglichen werden. 

Ein Bohrautomat steht außerdem für höchste Qualität auf einem gleichbleibenden Niveau. Unterschiedliche Präzision je nach Tagesform oder gar Retouren aufgrund von kleineren Abweichungen gehören so der Vergangenheit an. Die Maschine arbeitet rund um die Uhr zuverlässig und hilft so Unternehmen, ihre Fertigung entscheidend zu steigern. Daneben unterstützt und entlastet dieser Prozess die Mitarbeiter zugleich.