Wer sagt eigentlich, dass sich Fertigkeiten im Bereich der Metallarbeiten nicht auch mal für Spiel und Spaß nutzen lassen sollen? Eben – wir nicht! Wir lassen gerne mal unser „inneres Kind“ raus. Und verwenden Stahl, Bohrmaschinen und Schrauben für kreative Arbeiten der anderen Art. Diesmal hatten wir einen absoluten Brettspiel-Klassiker im Blick, den wohl jeder von uns kennen wird: „Mensch ärgere dich nicht“. Wir haben uns gedacht, Spielfelder und Figuren aus Pappe, Kunststoff oder Holz hat ja jeder. Eine Ausführung in Metall allerdings nicht. Grund genug für unsere Metallarbeiter, sich der Sache einmal anzunehmen.
Warum genau Mensch ärgere dich nicht?
Die Urform des beliebten Brettspiels nennt sich Pachisi, stammt ursprünglich aus Indien und gilt als eines der Spiele, auf denen die gesamte Spielkultur Europas aufgebaut ist. Spätestens ab 1863 ist der europäische Ableger von Pachisi – The popular Game of Puchese – in Europa bekannt. Um die Jahrhundertwende kam das Spiel dann in Deutschland an, zunächst unter dem Namen „Chinesenspiel“. 1908 schließlich brachte ein gewisser Josef Friedrich Schmidt seine auch heute noch bekannte und beliebte Version „Mensch ärgere dich nicht“ auf den deutschen Markt. Und seitdem ist der Brettspiel-Klassiker wohl in jedem Kinderzimmer heimisch. Das zeitlose Spielprinzip für bis zu vier Spieler gehört zu unserer Spielekultur seitdem einfach dazu. Und auch wenn wir den Kinderschuhen schon längst entwachsen sind: Mensch ärgere dich nicht geht immer! Das Spielprinzip ist so einfach wie fordernd, das Spielbrett so simpel wie perfekt – Gründe genug, um dem Klassiker ein modernes, metallisches Gewand zu verpassen.
Die Grundlagen für ein erfolgreiches Spiel
Unsere Version von Mensch ärgere dich nicht sollte einerseits optisch an den beliebten Brettspiel-Klassiker angelehnt sein, andererseits auch eine gewisse Individualität mit sich bringen. Gerade bei den „Spielfiguren“ gab es einige interne Diskussionen. Griffig sollten sie sein, klar, dabei aber auch langlebig und irgendwie besonders. Nach Abwägen unterschiedlichster Möglichkeiten haben sich unsere „Spielleiter“ dann für 60 mm lange M12 Schrauben entschieden, die als Spielfiguren ein neues Dasein beginnen sollten.
Metallarbeiten mit Profis: Die Entstehung unseres Spiels
Nach der Auswahl des passenden Materials für die Grundplatte in unserem Lager konnten die Metallarbeiten auch schon beginnen. Zunächst wurde die Grundplatte mittels Feile auf Maß gebracht und die Kanten sorgfältig entgratet. Als nächster Schritt folgte das Anreißen – also die Übertragung der Maße der „Spielfelder“ von der Fertigungszeichnung auf die Grundplatte. Die beiden wichtigsten Werkzeuge hierbei: Winkel und Anreißnadel. Die wichtigste Fähigkeit: Präzision. Denn nur wenn das Anreißen auf den Millimeter genau durchgeführt wird, stimmen beim Endergebnis die einzelnen Abstände – und es entsteht ein gelungenes Gesamtbild.
Nach dem Anreißen ist vor dem Körnen. Denn schließlich wollten wir unser Spielfeld mit Bohrungen versehen, die als einzelne Spielfelder dienen. Nun, gesagt, gekörnt – und nach einiger Zeit ließ sich bereits ein erstes Spielfeld auf unserer Grundplatte erahnen. Nun ging es für unser Mensch ärgere dich nicht Brettspiel zur nächsten Station: Der Ständerbohrmaschine. Mit genau angepasster Drehzahl und optimalem Vorschub ging es ans Werk, so dass in kurzer Zeit die Bohrungen und damit unsere Spielfelder fertiggestellt werden konnten. Da Bohrungen in Metall direkt nach der Fertigung noch gefährliche Grate an ihrem Umfang aufweisen, haben unsere Metallprofis noch einen Senker in die Ständerbohrmaschine gespannt – und die Bohrlöcher fachgerecht gesenkt. Das Senken dient nicht nur der Sicherheit, auch die Optik der einzelnen Bohrungen wird hierdurch deutlich aufgewertet. Und nicht zuletzt lassen sich unsere Spielfiguren nachher wesentlich besser einsetzen!
Unsere Grundplatte war somit fertig. Aber noch nicht bereit zum Spiel, denn es fehlte uns noch etwas ganz Wesentliches: Lack! Denn natürlich spielt das Auge auch mit – und eine sauber aufgebrachte Lackschicht sieht nicht nur gut aus, sondern schützt das Metall der Grundplatte auch noch vor Korrosion. Unsere Metallprofis zogen die Schutzmasken über und ließen die Farbe sprechen. Das Ergebnis: Eine einheitlich weiße Oberfläche unseres Spielbrettes.
Als letzter Arbeitsschritt an der Grundplatte kam wieder Farbe zum Einsatz. Nachdem die Grundplatte so abgeklebt wurde, dass nur die entsprechenden Spielfelder frei blieben, die es farblich zu gestalten galt, kam erneut die Farbpistole zum Einsatz. Die Trockenzeit wurde voller Ungeduld abgewartet – und das Ergebnis wusste zu begeistern!
Nun wurden nur noch die entsprechenden Spielfiguren benötigt – wie bei diesem Spiel üblich insgesamt 16 Stück. Wie eingangs bereits erwähnt, fiel die Entscheidung auf M12 x 60 Schrauben, die mittels Gliedermaßstabs auf die passende Länge geprüft wurden. Was im normalen Alltag einer Schraube deren Funktion sicherstellt – nämlich das Gewinde am Schaft – ist in unserem Fall ein Störenfried. Denn mit Gewinde passt die Schraube nicht in die Bohrung auf unserem Spielfeld. Viele Wege führen zu einer Schraube ohne Gewinde. Für unsere Metallprofis war der Schleifbock das Mittel der Wahl. Schnell wurden die insgesamt 16 Schrauben abgedreht und somit auf ihr Endmaß gebracht. Anschließend folgte noch eine Farbschicht – stilecht natürlich in Schwarz, Grün, Blau und Rot – und das Spiel konnte als vollständig fertiggestellt an den Spielleiter gemeldet werden.
Als letzter Schritt folgte eine Funktionsprüfung. Schnell wurde klar, dass das uralte Spielprinzip auch heute noch begeistern kann. Auch und vor allem dann, wenn das Spielbrett und die Spielfiguren aus eigener Herstellung stammen – und somit echte Unikate sind.